Auszug aus einer Rede anlässlich des 250. Geburtstages von Johann-Peter-Hebel – am 20.05.2010
„Meine Damen und Herren,
lassen Sie uns nun noch weiter auf der Zeitleiste zurückgehen, und zwar in die Lebenszeit des Johann Peter Hebel von 1760 bis 1826. Hebel lebte damals in einer Zeit großer Dichter und Denker wie Goethe, Schiller oder Kant, sowie ebenso großer Komponisten wie Mozart und Beethoven.
In Preußen herrschte Friedrich der Große und Schinkel verschönerte mit seinen Bauwerken unsere Stadt, z.B. mit dem Schauspielhaus, mit dem Alten Museum oder mit dem Schloss Glienicke. Langhans erbaute das Brandenburger Tor. Caspar David Friedrich malte die Rügener Kreidefelsen und William Turner malte den Bodensee.
Es war eine kreative und schöpferische Zeit aber auch eine Zeit voller revolutionärer Umbrüche, die die Welt veränderten.
Da wären zu nennen:
Die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika und die Französische Revolution, Napoleon und die Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress.
Auch das Leben Hebels wurde davon geprägt.
Wer war nun Johann Peter Hebel?
Er verbrachte seine Kindheit in Basel. Nach Gymnasium und Theologiestudium arbeitete Hebel als Hauslehrer und Pfarrer und wurde später als Dozent und Prediger an sein altes Gymnasium nach Karlsruhe berufen, dessen Direktor er später wurde.
Zeitweise war er als Schulvisitator tätig, wir würden ihn heute Schulinspektor nennen. Bekannt geworden ist Hebel allerdings als Literat:
Mit seinen im Jahr 1803 veröffentlichten ‚Alemannischen Gedichten’ hat er dem Dialekt seiner Heimatregion ein Denkmal gesetzt und wurde damit zum bekanntesten Mundartdichter seiner Zeit.
Seinen Platz in der Weltliteratur hat Hebel allerdings mit den Kalendergeschichten erlangt. Der Badische Landkalender litt damals unter erheblicher literarischer Ödnis. Hebels Vorschläge für eine „vorteilhaftere Einrichtung“ des Kalenders führten dann zu dem Auftrag, sich doch gleich selbst um die Sache zu kümmern. So wurde der Kalender 1808 erstmalig unter seiner Redaktion vom Rheinländischen Hausfreund herausgegeben. Dieser so genannte Volkskalender beinhaltete neben dem üblichen Kalendarium auch ganz praktische Ratschläge für das tägliche Leben. Zusätzlich jedoch enthielt der Kalender – und das war gerade Hebels Verdienst - unterhaltende und belehrende Texte, wie z.B. Rätsel, Berichte oder Geschichten. Eben die Kalendergeschichten. Solch ein Kalender hing auch oft in Gasthäusern aus und war für Bauern, Handwerker oder Tagelöhner manchmal die einzige Informationsquelle.
Im Jahr 1826 verstarb Hebel in Schwetzingen.
Zu Lebzeiten blieb er immer im Hintergrund, wie hinter einer Nebelwand versteckt. Er suchte weder die Öffentlichkeit, noch brauchte er den Beifall seiner Mitmenschen.
Auch heute wissen nur wenige mit dem Namen Johann Peter Hebel etwas anzufangen.“
(Osteroth, 2010)